Geflüchtete sind dankbar für das „Café International“

Pressemitteilung 08. März 2022

Einrichtung wandelte sich in den sieben Jahren des Bestehens

Um Erhalt bemüht

„Wenn wir euch nicht hätten, würden wir das alles nicht schaffen!“ Diesen Satz bekämen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Café International von geflüchteten Menschen in Leer häufig zu hören, erzählt Engeline Kramer. Sie leitet die Einrichtung des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer. In den sieben Jahren des Bestehens habe diese sich immer wieder verändert, sagt sie.

Als Ort der Begegnung unterschiedlicher Kulturen mitten in der Stadt war das Café an der Kupenwarf zunächst konzipiert. „Durch die Flüchtlingswelle 2015 hat sich die Arbeit gewandelt“, blickt Kramer zurück. Als viele Geflüchtete in Leer angekommen seien, habe das eine ganz neue Situation bedeutet: „Hilfsangebote für Behördengänge, Sprachkurse, Unterstützung bei der Wohnungssuche, Umzüge, passende Möbel und Einrichtungsgegenstände finden – all das waren die neuen Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt die Leiterin.

Sie selbst und Joyce Simmerling seien mit insgesamt 14 Stunden wöchentlich vom Kirchenkreisvorstand eingestellt worden und arbeiteten zusätzlich viele Stunden ehrenamtlich, erläutert Engeline Kramer. Fünf ehrenamtliche Kräfte seien im Beratungsbereich für mindestens insgesamt 30 Stunden wöchentlich tätig. Außerdem werde mehrfach wöchentlich von vier Ehrenamtlichen mindestens 24 Stunden Nachhilfe- und Deutschunterricht angeboten. Für Grundschulkinder gebe es eine Hausaufgabenhilfe. Mittlerweile arbeiteten auch geflüchtete Menschen ehrenamtlich mit, betont Kramer.
Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien wegen der Angst vor einer Covid-Infektion im „Homeoffice“. „Wegen der Pandemie

können seit geraumer Zeit die Begegnungen nicht so angeboten werden, wie sie nötig wären“, bedauert die Leiterin der Einrichtung. Frauen- und Männergesprächskreise, Nähkurse, gemeinsames Kochen und Backen, Deutschkurse für alle Altersgruppen sowie Frühstücksangebote für alle Bürgerinnen und Bürger seien nicht mehr möglich gewesen.

„Wir würden gern wieder wie vor Corona arbeiten“, sagt Engeline Kramer. Ausgelastet sei das „Café International“ trotzdem. Die Räume ermöglichten es, dass mehrere Menschen gleichzeitig beraten werden könnten. Dennoch gebe es manchmal Warteschlangen vor der Tür. „Wir haben auch schon Becher mit heißem Tee nach draußen gegeben“, berichtet die Leiterin. Froh ist sie über das hochmotivierte Team: „Die Palette der Unterstützung ist gerade wegen der guten Fachkräfte, die wir inzwischen im Café haben, nicht mehr wegzudenken.“ Anträge für Jobcenter, Agentur für Arbeit, Familienkasse, Ausländerbehörde, Schulen, Kindergärten, Therapeuten, Ärzte, Krankenkassen und vieles andere mehr forderten die Ehrenamtlichen immer wieder heraus.

Die zunehmende Digitalisierung sei für Geflüchtete sehr sehr schwierig, hat Kramer festgestellt. Dass Behörden und Einrichtungen anderer Art sich auf diese Art der Kommunikation umstellten, sei durchaus positiv. Aber ein großer Teil der Bevölkerung habe damit Probleme und werde abgehängt – nicht nur Migranten.

Bestätigt in ihrem Engagement sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Cafés durch die Dankbarkeit und Anerkennung der Besucherinnen und Besucher, aber ebenso durch die positive Außenwirkung bei einer Mehrheit der Bevölkerung im Landkreis. Allerdings habe es auch einen Übergriff mit Sachbeschädigung und dem Aufkleber einer rechten Gruppierung am Fenster gegeben.

Bedauerlich findet die Leiterin, dass die so wichtige Arbeit des Café International nicht langfristig gewährleistet ist. Bis Ende 2023 sei die Finanzierung gesichert. Das bestätigt Superintendentin Christa Olearius. Staatliche Zuschüsse für diese Arbeit für Geflüchtete gebe es nicht, so dass dem Kirchenkreis für Miete und Personal trotz des großen ehrenamtlichen Einsatzes erhebliche Kosten entstünden. Vor dem Hintergrund des Zwangs zu Einsparungen sei das ein Problem. „Wir werden aber verschiedene Möglichkeiten durchdenken“, sagte die Superintendentin.