Krieg in der Ukraine ängstigt Senioren
Wilma Prikker erinnert sich noch genau an den Artillerie-Beschuss ihres Elternhauses im Zweiten Weltkrieg. Er riss ein Loch in das Dach. Die Ängste von damals sind bei der 93-Jährigen wieder wach geworden, als sie die Nachrichten vom Krieg in der Ukraine hört. Sie fühlt mit den Menschen dort. Die Schuld für das Leid, das angerichtet wird, gibt sie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Dass der Mann nachts noch schlafen kann…“, empört sie sich.
Die alte Dame, die im Seniorenzentrum „ProSenis“ in Leer-Loga lebt, erzählt uns, was der Ausbruch des Krieges in der Ukraine mit ihr gemacht hat. Pastor Julien Fuchs ist beim Gespräch dabei. Als Altenseelsorger des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer besucht er regelmäßig die Menschen in Leeraner Senioren-Einrichtungen. Zu ihm hat Wilma Prikker Vertrauen und ist froh, mit ihm sprechen zu können.
Im Hohen Weg in Loga ist die Seniorin als Wilma Kassmann aufgewachsen. Zehn Jahre alt war sie, als der Zweite Weltkrieg begann, 16 Jahre, als er endete. Der Beschuss ihres Elternhauses geschah gegen Ende des Krieges. Sie sieht sich noch mit einer ihrer beiden Schwestern mit dem Handwagen unterwegs sein, um Ersatz-Dachziegel zu holen. Es hatte bereits ins Haus geregnet. Nicht weit entfernt war die Kaserne in Leer. Darauf hat sie von zu Hause aus die Bomben fallen sehen.
Was Wilma Prikker auch wieder vor Augen hat, sind Straßen voller Panzer und Soldaten der kanadischen Truppen. Auch an die Angst vor Vergewaltigungen erinnert sie sich. Parallelen jetzt sind die Nachrichten über die Gefahr junger Frauen, nach der Flucht aus der Ukraine Mädchenhändlern in die Hände zu fallen.
Besonders traurig und besorgt wird Wilma Prikker, wenn sie an die Mädchen und Jungen in den zerbombten Gebieten und Bilder aus den Luftschutzkellern denkt. Als Mutter liegen ihr Kinder und Familien sehr am Herzen. Sie weiß auch noch, wie sie an ihrer Familie gehangen hat. Hilfsbereite Nachbarn hatten ihr im Krieg ein Bett im Keller zurechtgemacht, aber sie blieb lieber bei ihren Eltern. Große Hilfsbereitschaft gebe es glücklicherweise auch heute.