Restaurierung der Grotian-Orgel Petkum

21. Mai 2021

Historisches Instrument soll wieder ein Klangerlebnis bieten

Grotian-Orgel in der St.-Antonius-Kirche zu Petkum wird in Dresden restauriert

Pastor Onno Schulz freut sich schon jetzt auf die Adventszeit 2022: Dann soll in der St.-Antonius-Kirche zu Emden-Petkum wieder die Grotian-Orgel erklingen. Sie ist von Mitarbeitern der Orgelwerkstatt Wegscheider aus Dresden abgebaut und dorthin transportiert worden. Die Restaurierung und Rekonstruktion des historischen Instrumentes bedeutet für die kleine lutherische Kirchengemeinde ein herausragendes Ereignis.

Über 500.000 Euro sind für die Arbeiten in höchster handwerklicher und künstlerischer Qualität veranschlagt worden. Danach, so Orgelbauer und -restaurator Kristian Wegscheider, gehöre das Petkumer Instrument aus dem 17. Jahrhundert „zu den wichtigen kulturellen Zeugnissen der ganzen Region und darf sich sicher in den Kreis der wertvollen, gern zu besichtigenden historischen Orgeln einreihen“.

Das ursprüngliche Klangerlebnis sei weitestgehend abhanden gekommen, hat Orgelbaumeister Wegscheider festgestellt. Dem natürlichen Alterungsprozess hätten sich drastische Veränderungen hinzugesellt. Besonders tragisch sei die Umsetzung der Orgel von der West- auf die Ostseite gewesen. Bei genauerem Hinsehen habe sich ein „betrübliches Jammerbild“ gezeigt. Von den ursprünglich 15 klingenden Stimmen fänden sich nur noch fünf originale Register in teilweise beschädigtem Zustand wieder.

Pastor Schulz dankte beim Pressetermin während des Abbaus den vielen Beteiligten, die das Projekt „mit viel Herzblut“ ermöglichten. Im Jahr 2018 sei die Idee dazu entstanden. Entscheidend sei die Förderung durch ein Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes gewesen. Eingesetzt hätten sich dafür die Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann (CDU), Ulla Ihnen (FDP) und Johann Saathoff (SPD). Zuwendungen gebe es außerdem von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche, der Klosterkammer Hannover, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, der Hanna-und-Carl-Siefkes-Stiftung und der Gerhard-ten-Doornkaat-Koolman-Stiftung. Auch die Petkumer selbst seien eingebunden: Viele seien schon kräftig in Patenschaften für Orgelpfeifen eingestiegen, weiteres Interesse sei willkommen.

Dank richtete der Pastor ebenso an den Kirchenvorstand – stellvertretend an den Vorsitzenden Habbe Buisker sowie die Kirchenvorsteherin und Küsterin Ursula Pommer. Mit Leidenschaft, so Onno Schulz, hätten sich auch Albert Kretzmer als Mitglied des Orgelausschusses Petkum und Winfried Dahlke, Orgelrevisor und Orgelsachverständiger, für das Projekt eingesetzt. Dahlke wies auf die Unterstützung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege durch Dipl.-Ing. Niels Juister hin. „Es gab ein konstruktives Zusammenspiel der Kräfte“, sagte Dahlke.

Kristian Wegscheider ging darauf ein, dass seine Firma aus Dresden die Grotian-Orgel restauriere. Er stamme aus der Nähe von Rostock, sei von der ostfriesischen Orgellandschaft begeistert und betrachte den Logaer Orgelbaumeister Jürgen Ahrend als seinen „Ziehvater“. Dessen Sohn, Orgelbaumeister Hendrik Ahrend, werde in die Arbeiten eingebunden. Er wird auch, wie von ihm selbst zu hören war, die Klanggestaltung übernehmen. Da die Ahrend-Werkstatt derzeit ausgelastet sei, habe sie auf die Dresdener Werkstatt verwiesen. Beide Inhaber sähen sich als gute und freundschaftliche Kollegen mit hohem gegenseitigen Respekt. Hendrik Ahrends Sohn Paul absolviert übrigens in Dresden eine Ausbildung zum Orgelbauer und war in Petkum dabei.

Bei den Arbeiten orientiere man sich an der Schwester-Orgel in Pilsum, die von Jürgen Ahrend restauriert worden sei, wenn auch das Petkumer Instrument einige Besonderheiten aufweise, erklärte Wegscheider. Valentin Ulrich Grotian hat in Ostfriesland zwischen 1691 und 1699 sieben neue Orgeln gebaut, von denen nur die in Pilsum weitgehend im originalen Zustand erhalten ist.