Marten Siegmund im Präsidium der EKD-Synode

28. Mai 2021

Viele Gedanken um die Zukunft der Kirche

Marten Siegmund (22) aus Bingum ist jüngster Beisitzer im Präsidium der EKD-Synode

Für große Aufmerksamkeit sorgte Anfang Mai die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich, als sie zur Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt wurde und damit als Jüngste in deren Geschichte an der Spitze des Präsidiums steht. Neben der Philosophiestudentin aus Bayern sorgte auch ein 22-jähriger Ostfriese für einen Rekord: Marten Siegmund aus Leer-Bingum wurde als jüngster Beisitzer in das siebenköpfige Präsidium der EKD-Synode gewählt. Er studiert in Oldenburg für das Lehramt an Grundschulen Deutsch und Religion.

Vielen Menschen ist der Sohn von Pastor Armin Siegmund und dessen Frau Bettina aus der Gemeindearbeit vor Ort bekannt. Manche kennen auch sein Engagement im Kreisjugendkonvent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer. Außerdem gehört er der Landesjugendkammer der Hannoverschen Landeskirche an.

Im Präsidium der EKD-Synode gehe es vor allem um die Leitung der Sitzung, erzählt Marten Siegmund. So habe es die vorläufige Tagesordnung, den Arbeitsplan und besondere Arbeitsformen der Synode zu beschließen. Aufgabe der Mitglieder des Präsidiums sei es auch, die Präses in der Führung der Geschäfte zu unterstützen. Viel Arbeit spiele sich im Hintergrund ab. Netzwerken und Ideen abtasten seien angesagt. Bei den großen räumlichen Distanzen der Mitglieder aus ganz Deutschland gebe es viele Videokonferenzen.

Die Frühjahrssynode fand wegen der Corona-Pandemie digital statt. Viel Austausch der Mitglieder untereinander hält der Präsidiums-Neuling für wichtig. Sich treffen und über Ideen diskutieren – das würde er gerne bald wieder direkt. Marten Siegmund ist auch Mitglied im Ökumene-Ausschuss der EKD-Synode. Das Interesse dafür habe unter anderem mit seinem Freiwilligendienst in Südafrika zu tun. Den absolvierte er nach dem Abitur am Leeraner Ubbo-Emmius-Gymnasium über das Evangelisch-lutherische Missionswerk (ELM) Hermannsburg in Johannesburg.

Zur Zukunft der Kirche befragt, sagt Marten Siegmund, dass es Veränderungen geben müsse. Offen für Neues zu sein, sei wichtig. „Aber man darf auch nicht alles Bestehende über den Haufen werfen“, betont er. Kirche könne nur dann erfolgreich sein, wenn es vor Ort Jugendarbeit gebe. Dabei komme es nicht auf die Größe einer Gemeinde an. Teamer-Nachwuchs – also junge Leute, die beispielsweise ehrenamtlich gemeinsam mit Hauptamtlichen Konfirmandenunterricht betreuen – finde sich manches Mal gerade in kleineren Gemeinden.

Kirchengemeinden sollten kreativ sein und herausfinden, welche Interessen bestehen, empfiehlt der 22-Jährige. Das könne für manche Jugendliche Elektro-Musik, für andere etwas ganz Anderes sein. In Bingum sei beispielsweise mit guter Resonanz ein Handy-Spiel in die Realität umgesetzt worden. Hilfreich sei, dass mit Unterstützung von Diakon Niklas Sonnenberg in Bingum, Holtgaste und Pogum ein vielseitiges und modernes Jugendprogramm geboten werde.

Aber auch der klassische Gottesdienst müsse einen Platz behalten. Dessen Besucher sollten nicht vergrault werden. Gemeinden könnten Synergieeffekte nutzen, indem sie etwa für bestimmte gemeinsame Veranstaltungen die Räume dafür einteilten. Nicht jede Gemeinde könne und müsse alles bieten.

Marten Siegmund hat festgestellt, dass es gegenüber der Kirche viele Klischees gibt: „Da geht es langweilig zu“, sei eines. Dem gelte es mit modernen und niedrigschwelligen Angeboten zu begegnen. Menschen sollten spüren, dass die Gemeinschaft Spaß mache. Selber etwa einen Jugendgottesdienst mit zu gestalten sei ein Beispiel. Und die Gläubigen, die offen der Kirche gegenüber stünden, könnten zeigen, dass man sich dafür nicht schämen müsse. Im Gegenteil: Sie könnten deutlich machen, dass kirchliches Leben im Ort ebenso ein Bestandteil sei wie etwa der Sportverein oder die Feuerwehr.

Kirche übernimmt an vielen Stellen Verantwortung. Auch das will der Rheiderländer deutlich machen. Nachhaltigkeit führt er als ein Thema an. Jugendfreizeiten etwa sollten finanziell unterstützt werden, wenn sie solche Aspekte berücksichtigten.
Gäbe es keine Corona-Einschränkungen, wäre Marten Siegmund vorwiegend in seinem Studienort in Oldenburg. Aber die Verbindung zum Kirchenkreis Emden-Leer und zu seiner Heimatgemeinde lässt er nicht abreißen.