Bei der Kirchenkreissynode Emden-Leer stand das Thema Landwirtschaft im Mittelpunkt
Für engagierte Beiträge zum Thema „Landwirtschaft“ bedankte sich in der jüngsten Tagung der Kirchenkreissynode des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Emden-Leer deren Vorsitzender Hans-Hermann Woltmann aus Bingum. Vorträge hielten Landwirt Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aus Rhauderfehn-Klostermoor, und Pastorin Ricarda Rabe vom Kirchlichen Dienst auf dem Lande der Landeskirche. Aus diesen entwickelte sich in der Videokonferenz ein lebhafter Austausch mit den Synodenmitgliedern.
Ottmar Ilchmann stellte die AbL als Interessenvertretung kleinerer und mittlerer, sowohl biologisch wie auch konventionell arbeitender Betriebe, vor. Besonderheit der ABL sei der Dialog mit der Gesellschaft und die Zusammenarbeit in agrarpolitischen Fragen mit vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Umwelt- und Tierschutzverbänden, kritischen Verbrauchern und Eine-Welt-Gruppen.
Die meisten Probleme der ostfriesischen Landwirte ließen sich letztlich zurückführen auf einen Spagat, den die landwirtschaftlichen Betriebe leisten sollten: Er bestehe zwischen hoher Produktion von Erzeugnissen, die vom Preis her weltmarktfähig sein sollen einerseits und hohen gesellschaftlichen Anforderungen, die die Produktion erschweren und verteuern andererseits, erklärte Ilchmann. Dieses Spannungsfeld sei in den vergangenen Jahren immer weiter eskaliert und habe die Bauern wirtschaftlich unter Druck gebracht. Auch Konflikte zu weiten Teilen der Gesellschaft seien damit verschärft worden. Verantwortlich sei auch die deutsche und europäische Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte, die ihre Agrarförderung rein an der bearbeiteten Fläche ausgerichtet habe. „Somit gab es für intensiv geführte, wachsende Betriebe Wettbewerbsvorteile, eine Produktion von ,immer billiger und immer mehr’ rentierte sich wirtschaftlich am meisten“, beschrieb der Landwirt die Entwicklung.
Ilchmann ging auch auf die Interessenvertretung „Land schafft Verbindung“ (LsV) ein. Nach anfänglichen Auseinandersetzungen stünden mittlerweile eigentlich alle landwirtschaftlichen Vertretungen miteinander im Dialog und würden auch nach außen oftmals gemeinsam auftreten. Die eindrucksvollen Demonstrationen von LsV hätten mit dazu geführt, dass Probleme, die lange erkannt und benannt gewesen seien, nicht mehr auf die lange Bank geschoben, sondern angepackt würden. „Das sind Prozesse, die Anlass zur Hoffnung auf Lösungen geben“, sagte der Redner.
Als Lösungsansätze beschrieb Ottmar Ilchmann den sogenannten Niedersächsischen Weg, die Zukunftskommission Landwirtschaft und den sogenannten Agrardialog. „Wichtig ist es jetzt, dass Landwirtschaft, Gesellschaft, Politik und Handel offen und transparent kommunizieren, Vertrauen aufbauen und sich der Wichtigkeit der anstehenden Entscheidungen bewusst sind. Ohne eine Änderung der Weichenstellung wird das Höfesterben weitergehen, und am Ende werden wir nicht mehr die bäuerliche Landwirtschaft haben, die doch jeder gerne will, sondern industrielle Großstrukturen“, sagte der Referent.